Liebe Leser und Freunde,
 
hier ältere NL & Newsletter seit Mai 2016 meines früheren QRC-Kollegen Walter Kohl über mehr Lebensfreude !


 

 

Walter Kohl | Newsletter 02-2017           &       .. Omnisophie .. ein Follower, Nach-, Vor-, Querdenker


 Sehr geehrte Damen und Herren,
 Liebe Freunde,


ich hoffe, Sie sind gut ins neue Jahr gekommen und wünsche Ihnen und Ihren Lieben viel Kraft, Freude, Gesundheit und gutes Gelingen für 2017.
 
Das neue Jahr wird, nach allem was wir heute wissen, ein Jahr voller Unwägbarkeiten werden. Politische Krisen und Umbrüche an vielen Orten zugleich und niemand kann heute vorhersagen, welche Überraschungen uns z. B. die neue US Regierung bescheren wird. Unsicherheiten, Terrorismus und die latente Möglichkeit des Aufflammens alter Krisen prägen unsere Zeit.
 
Schlechte Aussichten? Schwere Zeiten? Ist das nicht alles ein Grund zu Pessimismus? Ich denke nein, denn solche Zeiten der Unwägbarkeit haben wir immer wieder erlebt und wir werden sie auch in der Zukunft wieder erleben.
 
Mark Twain hat schon vor über 100 Jahren erkannt, dass
 
„wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt.
 
Ok, das ist ein wenig sehr schwarzer Humor, aber ein Fünkchen Wahrheit ist schon drin, oder?
 
Doch erlauben Sie mir einen etwas ernsthafteren Vorschlag, wie man mit solchen Zeiten entspannter umgehen könnte.  Schließlich können wir die Zeiten nicht ändern, sondern nur unseren Umgang mit ihnen.
 
Ich bin überzeugt: wenn der Druck steigt, dann ist eigene Souveränität gefragt. Und mit einigen Gedanken zu einer aus meiner Sicht Schlüsselkompetenz zur eigenen Lebensgestaltung möchte ich das Jahr 2017 beginnen.
 
 
Souveränität – der Versuch einer Definition
 
Souveränität ist eine menschliche Eigenschaft und beschreibt die Fähigkeit zur Stärke in Situationen eigener Schwäche, eigener Überforderung. Souveränität ist also die Stärke des Davids im Angesicht des Goliaths. Souveränität ist immer individuell und situativ. Sie setzt sich aus vielen Charaktermerkmalen wie z. B. Mut, Klarheit, Entschiedenheit, der Fähigkeit zur rechten Dosierung, Leidenschaft, Leidensfähigkeit, Respekt, Würde und Sinn zusammen.
 
Souveränität ist niemals beliebig, sondern folgt klaren Werten. 

Souveränität baut auf unserem ganz persönlichen Sinn, auf unserem Wofür auf und reflektiert somit unsere ganz persönlichen Wahrheiten.
 
Souveränität unterscheidet sich von Gewalt oder Dominanz, indem sie immer dem Leben und dem Frieden dient. Daher hat sie stets sowohl das eigene als auch das Wohl der anderen im Blick. Ohne diesen doppelten Blick und die damit verbundene Verantwortung wäre sie nur Egoismus, nur Diktatur, nur primitives, brutales, autoritäres Gehabe. Souveränität fängt keine Kriege an, aber sie weiß sich zu verteidigen, sie ist nicht wehrlos.
 
Die meisten Mächtigen, besonders die Macht- und Kontrollmenschen, sind nicht souverän. Tief in ihrem Herzen sind sie voller Ängste und Sorgen um ihre Verwundbarkeit, besonders den Verlust von Macht, Status und Geld. Deshalb kontrollieren und intrigieren sie hemmungslos, wenn Gefahr besteht, dass das Kartenhaus ihrer scheinbaren, oberflächlichen Stärke zusammenzubrechen droht.
 
Souveränität ist eine Form von aktiver Lebensgestaltung, denn sie zeigt uns eigene und fremde Grenzen auf. Sie weiß was sie will und hilft uns, unsere Erwartungen zu managen und unsere Entscheidungen zu fällen. Dank unserer eigenen Souveränität können wir die Widersprüche des Lebens mit seinen Absurditäten ruhiger meistern, denn Souveränität schenkt uns die Kraft, mit dem Absurden in Liebe und Gelassenheit auszukommen und es sinnorientiert zu überwinden. 
 
Souveränität ist lernbar, ein lebenslanger Entwicklungsprozess, den wir in jedem Lebensabschnitt wieder neu angehen müssen. Aber auch hier macht Übung den Meister. Der Weg zur eigenen Souveränität ist wie der Weg vom Eisen zum Stahl, geschmiedet in der Gluthitze der Herausforderungen des Lebens.
 
Souverän ist, wer den Vergleich weder fürchtet noch sein Selbstwertgefühl von ihm abhängig macht. Der souveräne Mensch kann der verführerischen Macht des Vergleiches lächelnd begegnen, denn er hat seinen Frieden mit dem Vergleichen gemacht. Für ihn ist ein Vergleich Information, aber keine Be- oder gar Abwertung.
 
Souverän ist, wer auch im Schmerz und in der Enttäuschung zu seiner Liebe, zu seinen Gefühlen stehen kann. Souveränität schafft somit Klarheit.
 
Souverän ist, wer eigene Fehler und Irrtümer erkennen und annehmen kann und dabei mit dem gelassenen Lächeln eines Johannes XXIII sagen kann: „Giovanni nimm dich nicht so wichtig!“
 
Souveränität ist die Verteidigung gegen den Irrsinn mancher Zeitgenossen. Souveränität macht frei, glücklich und sie schenkt Sicherheit.
 
…und all das wünsche ich Ihnen von Herzen für 2017 und die Zeit danach.

 
 
Mit freundlichen Grüßen


Ihr Walter Kohl

 
 

Hier noch die weiteren Termine:

(weitere Details auf meiner Website walterkohl.de/termine):
17.02.2017
Vortrag: Souveräner Führen, Handeln, Leben.
Ort: Messe Stuttgart, Messepiazza 1, Halle 6, Stand 6D66, 70629 Stuttgart
www.speakers-excellence.de
Veranstalter: Speakers Excellence

25.02.2017 - 26.02.2017
Seminar: Mit neuer Souveränität zu mehr Erfolg und Lebensfreude
Ort: Hotel Dreiklang,Norderstr. 6,24568 Kaltenkirchen
www.thinkandspeak.de
Veranstalter: think + speak

20.03.2017 - 22.03.2017
Seminar: Arbeiten oder gearbeitet werden?
Kloster Oberzell, Oberzell 1, 97299 Zell am Main
http://www.teambenedikt.de/kurse
Veranstalter: Team Benedikt

05.04.2017
Seminar: Woher kommt gute Führung?
Ort: Gut Havichhorst, Havichhorster Mühle 100, 48157 Münster
http://akademie-knegendorf.de/seminare
Veranstalter: Akademie Knegendorf

29.06.2017 - 02.07.2017
Workshop: "Durch - Fechten lernen"
Landhotel Edelfinger Hof in Bad Mergentheim und
Olympiastützpunkt Tauberbischofsheim
www.walterkohl.de
Veranstalter: Walter Kohl und Ursula R. Burkert

30.09.2017
Seminar: Leben oder gelebt werden?
Schindlerhof , Steinacher Str. 6 -10, 904247 Nürnberg
http://communico.de/campus
Veranstalter: Communico GmbH

27.11.2017 - 29.11.2017
Seminar: Arbeiten oder gearbeitet werden?
Geistliches Zentrum Schwanberg
Haus St. Michael, Schwanberg 3, 97348 Rödelsee
http://www.teambenedikt.de/kurs
Veranstalter: Team Benedikt



Walter Kohl | Newsletter 12-2016

   
Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freunde,



 2016 ein postfaktisches Weihnachten? 
 
Weihnachten feiern wir jedes Jahr, es ist das Fest der Familie, der Liebe, der Eintracht und des Friedens. Weihnachten ist eine schöne, alte Tradition, ein kulturelles Band, das uns verbindet.
 
Postfaktisch wurde zum Wort des Jahres 2016 gewählt. Am Anfang wusste ich nicht so recht was ich mit diesem Begriff anfangen soll. In solchen Fällen hilft zumeist Wikipedia, so auch hier mit folgender Definition:
 
„Postfaktische Politik ist ein politisches Denken und Handeln, bei dem Fakten nicht im Mittelpunkt stehen. Die Wahrheit einer Aussage tritt hinter den Effekt der Aussage auf die eigene Klientel zurück. In einem demokratischen Diskurs wird – gemäß dem Ideal der Aufklärung – über die zu ziehenden Schlussfolgerungen aus belegbaren Fakten gestritten. In einem postfaktischen Diskurs wird hingegen gelogen, abgelenkt oder verwässert, ohne dass dies entscheidende Relevanz für das Zielpublikum hätte. Entscheidend für die von postfaktischer Politik angesprochenen Wähler ist, ob die angebotenen Erklärungsmodelle eine Nähe zu deren Gefühlswelt haben.
 
Angeblich war der Wahlkampf von Donald Trump ein postfaktischer Wahlkampf und damit etwas total Überraschendes und Schockierendes. Diese Aussage hat mich noch mehr verwirrt, denn ich empfand den Wahlkampf von Donald Trump in keinster Weise als innovativ, außer vielleicht in seinem cleveren innovativen Umgang mit sozialen Medien und dem Einsatz intelligenter Algorithmen zum Beispiel von Cambridge Analytics.
 
Schließlich ist der erfolgreiche Einsatz von technischen Innovationen in Wahlkämpfen nichts Neues. Erinnern wir uns an die frühen 1930er Jahre in Deutschland. Damals waren Radio und das Flugzeug die großen technischen Innovationen. Ein gewisser Adolf Hitler zusammen mit seinem Propagandachef Joseph Göbbels entwickelten schnell eine Meisterschaft im Einsatz dieser Innovationen für die Zwecke ihrer Kampagnen. Hitler, so schien es den damaligen Zeitgenossen, war überall. Dank des Flugzeuges konnte er an einem Tag Auftritte in Königsberg, Breslau und Hannover realisieren. Eine unerhörte Leistung für die damalige Zeit. Die effiziente Nutzung des neuen Mediums Radio erzeugte das Bild eines Politikers, der quasi überall zeitgleich präsent und wirksam zu sein schien. Und postfaktisch waren diese Burschen damals auch schon, denn schon damals galt (nach Wikipedia):  In einem postfaktischen Diskurs wird hingegen gelogen, abgelenkt oder verwässert, ohne dass dies entscheidende Relevanz für das Zielpublikum hätte. Entscheidend für die von postfaktischer Politik angesprochenen Wähler ist, ob die angebotenen Erklärungsmodelle eine Nähe zu deren Gefühlswelt haben.“ Und dass diese Naziverbrecher gelogen, abgelenkt und dämonisiert haben, dass sich die Balken biegen, steht wohl außer Zweifel.  
 
Das Phänomen politischer Propaganda und der Psychologie der Massen ist lange bekannt und wurde präzise und umfassend in dem Klassiker von LeBon „Psychologie der Massen“ schon vor rund 120 Jahren beschrieben. Die Funktionsmechanismen totalitärer Systeme und Diktaturen hat Hannah Arendt in der Mitte des letzten Jahrhunderts erforscht und in ihren Büchern einer weiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wenn wir dann noch als weitere Zutaten George Orwells Meisterwerk „1984“ aus dem Jahre 1948 und eine Prise Machiavelli (1469 – 1527) einstreuen, dann erhalten wir das Rezept für postfaktisches Handeln.
 
“The more things change, the more they stay the same.” Dieses amerikanische Sprichwort, dass ich mit “Je mehr die Dinge sich ändern, desto gleicher bleiben sie letztlich“ übersetzen würde, beweist hier seine Gültigkeit. Postfaktisch ist nichts Neues, es ist nur ein anderes Wort für ein altes Phänomen: brutale, menschenverachtende Lügenpropaganda. Vereinfacht ausgedrückt: so wie aus dem guten alten Waldlauf Jogging wurde, so wurde aus Propaganda postfaktische Politik.
 
Erinnern wir uns zurück. War Propaganda je ehrlich? War sie nicht stets selektiv in den (Halb-) Wahrheiten, die sie benutzt? War sie nicht stets manipulativ und auf die Herabwürdigung beziehungsweise Zerstörung des jeweilig anderen, des Gegners ausgerichtet?
 
Die Antworten sind klar und eindeutig.  JA!
 
Wir müssen uns eingestehen: die Träume von einer freieren, gerechteren und friedlicheren Welt, an die wir alle so begeistert nach dem Ende des kalten Krieges geglaubt haben, sind ausgeträumt. In unserer heutigen multipolaren Welt hat längst ein neuer kalter (postfaktischer / Propaganda) Krieg begonnen mit Liebesgrüßen aus Moskau, Ankara und anderen Kapitalen. Dieser kalte Krieg findet im Internet und in den Medien Staat und seine Schlachten sind Schlachten um die Meinungshoheit, also um unsere Köpfe und Herzen. Wer heute von Lügenpresse in Deutschland spricht und Russia TV ignoriert, der hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden.
 
„The more things change, the more they stay the same.“ Letztlich geht es immer wieder um die zeitlosen Ziele nach politischer Macht, nach Herrschaft über Ressourcen, Länder und Menschen.

 
Und so wie Weihnachten jedes Jahr wiederkommt, so brauchen wir wohl (leider) immer wieder unsere kalten und heißen Kriege. Da wir aber unwillig sind, aus den Erfahrungen der Geschichte zu lernen, muss sich Geschichte wiederholen, wenn auch unter neuen Schlagwörtern. Wollen wir das? Wollen wir passiv sein oder wehrhaft werden?
 
Ich hoffe nur, dass wir nicht eines Tages in Europa aus den rauchenden Trümmern unserer Städte angesengte Exemplare der oben genannten Bücher hervorziehen und uns fragen: Warum haben wir dies früher nicht gelesen und beherzigt?
 
Weihnachten ist das Fest der Geburt Christi. Es ist somit auch ein Fest des Neuanfangs, des neu entstandenen Lebens, der Neuorientierung. Und wenn es etwas gibt, was ich uns allen an diesem Weihnachten 2016 wünsche, dann ist es, dass wir aufwachen aus unserer Bequemlichkeit, unseren bisherigen Träumen. Dass wir begreifen, dass wir unsere Komfortzonen verlassen müssen und dass wir der Erkenntnis, dass Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenwürde immer wieder aufs Neue verteidigt werden müssen gegen Demagogen und Propagandaprofis aller Art, auch entschlossene Taten folgen lassen.
 
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, Ihren Familien und uns allen ein gesegnetes Fest und die Erkenntnis, dass 2017 und die nächsten Jahre von größter Bedeutung für unser aller Wohl und Wehe sein werden.

 
Mit freundlichen Grüßen


Ihr Walter Kohl


Walter Kohl | Newsletter 10-2016



Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freunde,


heute freue ich mich, eine ganz besondere Geschichte mit Ihnen teilen zu dürfen…und die ging so:
 
Unverhofft kommt manchmal – oder wenn das Gleiche nicht das Selbe ist

Wir trafen uns auf einem Kongress, zufällig. Ich hatte meinen Vortrag gehalten und war noch etwas außer Atem, da sprach er mich direkt auf meine Ausführungen und besonders auf Viktor Frankl an. Immer wieder treffe ich auf Menschen, denen Viktor Frankl viel gegeben hat. Irgendwie gibt es da eine Verbindung, die sich immer wieder neu entfaltet. Spontan bot er mir an, dass ich mir Bücher aus seinem Bestand  ausleihen konnte, insbesondere Werke, die schon länger vergriffen sind.
Ich war überrascht. Solche Angebote bekommt man nicht oft, insbesondere nach wenigen Minuten Gespräch. Er wäre der Thomas meinte er noch. Ich bedankte mich für das Angebot. Er wollte meine Präsentation, die ich ihm gerne zuschickte. Dann kam eine Antwort mit einer netten Karte und einem Büchlein mit von Thomas geschriebenen Gedichten. In der beiliegenden Karte schrieb er, dass er einige seiner selbstverfassten Gedichte für mich markiert hätte. Ich war gerührt und blätterte in dem Band. Aus dem Blättern wurde ein Lesen, aus dem Lesen ein Nachdenken, aus dem Nachdenken ein Fühlen.
Ein Gedicht hat mich besonders berührt, so dass ich es gerne mit Ihnen teilen möchte. Es heißt:
 
Versprochene Aussprache  

Sie sprechen von Tempo-Management?
                      Ich spreche von menschlicher Qualität.
Sie sprechen von Geschwindigkeit?
                      Ich spreche von Werten.
Sie sprechen von Schnelligkeit?
                      Ich spreche von Ausdauer.
Sie sprechen von siegen?
                      Ich spreche von gewinnen.
Sie sprechen von Kampf?
                      Ich spreche von Wettbewerb.
Sie sprechen von Sitzungen?
                      Ich spreche von Begegnungen.
Sie sprechen von Zahlen?
                      Ich spreche von Zielen.
Sie sprechen von Terminen?
                      Ich spreche von Lebenszeit.
Sie sprechen von Stress?
                      Ich spreche von Spannung.
Sie sprechen von Fitness?
                      Ich spreche von Gesundheit.
Sie sprechen von Wohlstand?
                      Ich spreche von Wohlgefühl.
Sie sprechen von Leere?
                      Ich spreche von Stille.
Sie sprechen von Problemen?
                      Ich spreche von Aufgaben.
Sie sprechen von zu viel Information?
                      Ich spreche von zu wenig Konzentration.
Sie sprechen von Konfliktstoffen.
                      Ich spreche von Gesprächsthemen.
Sie sprechen von Beziehung?
                      Ich spreche von Freundschaft.
Sie sprechen von tiefen Gefühlen?
                      Ich spreche von Liebe.
Sie sprechen von etwas Weltfremdheit?
                      Sie haben Recht – das verspreche ich Ihnen.
 
 
Versprochene Aussprache … dieser Titel ist so schön doppeldeutig oder, „tongue in cheek“ wie die Amerikaner sagen würden. Ich habe das Gedicht mehrfach gelesen und in mir stieg ein weiterer Gedanke auf - … wenn das Gleiche nicht das Selbe ist.
Oft meinen wir das Gleiche und sagen aber nicht das Selbe. Unsere Wortwahl ist unpräzise, belastet und somit eine Quelle der Verwirrung und der Missverständnisse. Oft ist es einfach nur der andere Blick auf die Menschen oder die Dinge, der uns befreien kann, der uns neue Leichtigkeit schenkt.
Dieses Gedicht hat mir ein Lächeln tief „innen-drin“ geschenkt. Es zwickt mich an verschiedenen Stellen und es versprüht eine wohlige, intensive Dosis Weisheit garniert mit einer Prise Humor.
 
Danke Dir, lieber Thomas Lünendonk, für dieses unerwartete und schöne Geschenk.
 
Ich wünsche Ihnen, uns allen viele solcher Geschenke, denn sie machen uns leicht und das Leben lebenswerter – und was Schöneres kann es nicht geben.


Mit freundlichen Grüßen


Ihr Walter Kohl




Walter Kohl | Newsletter 09-2016

Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freunde
,


welcome back.
Heute möchte ich mit Ihnen ein ganz besonderes Erlebnis teilen. Aber lesen Sie selbst...


„Herr Autor, Ihr Stück ist Schrott…“ – oder von der Kunst des Durchhaltens

Eigentlich bin ich kein Opernfan, was auch wenig verwunderlich ist, wenn man wie ich gerne Rockmusik à la Deep Purple, Cindarella oder auch den Stones hört. Aber: unverhofft kommt oft. Über verschlungene Pfade wurde ich letztes Jahr zur Opernakademie Bad Orb eingeladen – und ging auch hin. Ich war völlig überrascht, denn an der Opernakademie ist alles anders als gedacht.

Beeindruckend war, dass es sich um eine seit 1987 jährlich einmal stattfindende Veranstaltung handelt, bei der eine Oper von Nachwuchssängern aufgeführt wird.  Die Opernakademie ist zu einem Mekka der Nachwuchsförderung für Opernhäuser geworden und sie ist gemeinnützig organisiert. Freiwillige Helfer bauen die Bühne, organisieren einen weltweites Auswahlverfahren mit mehreren hundert Bewerbern für die Künstler auf der Bühne und im Orchestergraben. Insgesamt arbeiten dutzende Menschen, von denen viele ihren Urlaub dieser Sache spenden, mit. Ich hätte nie gedacht, dass eine Oper, in 2015 waren es Hoffmanns Erzählungen, so viel Spaß machen würde. Die Begeisterung der Macher sprang auf das Publikum über - und auch auf mich.   

Und dann die zweite Überraschung. Ich wurde gefragt, ob ich Schirmherr für die Aufführung 2016 mit „La Bohème“ von Puccini, also die Opernakademie 2016 werden wollte. Why not? dachte ich mir und sagte zu, nicht ahnend, dass eine weitere, tolle Erfahrung auf mich warten würde. Also, los ging es am 17. August mit der Premiere.

Doch zunächst etwas Hintergrund zu „La Bohème“. Die Kritiken nach der Uraufführung von Puccinis Oper „La Bohème“ am 1. Februar 1896 im Teatro Regio in Turin und auch in den nächsten Aufführungen waren schlecht bis vernichtend.  Das Publikum reagierte verhalten, die lediglich fünf Vorhänge stellten für Puccini eine Enttäuschung dar. Die Kritik äußerte sich überwiegend ablehnend; so schrieb Carlo Bersezio in der Gazetta Piemontese: „Niemand kann behaupten, dass La Bohème eine künstlerisch gelungene Oper sei … Die Musik ist oberflächlich … so wie diese Bohème keinen tiefen Eindruck beim Hörer hinterlässt, so wird sie auch keine bedeutende Spur in der Operngeschichte hinterlassen …“

Erst mit der Aufführung am 14. April 1896 in Palermo unter Leopoldo Mugnone erfolgte der Durchbruch: „Dreitausend Hörer wollten am Ende, eine Stunde nach Mitternacht, das Haus nicht eher verlassen, bis Mugnone mit dem noch anwesenden Teil des Orchesters und den überwiegend schon umgekleideten Sängern das ganze Finale wiederholte.  Nun verbreitete sich die Oper schnell über die italienischen und die internationalen Bühnen: Noch 1896 folgen Erstaufführungen in Brescia und Bologna (jeweils unter Toscanini) sowie am 16. Juni im Teatro Colón und heute ist „La Bohème“ eine der meistgespieltesten und populärsten Opern weltweit. (Wikipedia)

Die Premiere in Bad Orb 2016 war eine Wucht. In meiner kleinen Rede am späten Abend fasste ich meine Eindrücke mit einem Wort zusammen: WOW! – oder besser viele Wows.
Ein Wow für eine tolle Inszenierung mit tollen Sängern, ein weiteres für das von Erich Biegel liebevoll und  komplett überarbeitete Libretto, ein Wow für Michael Millard, der als Dirigent in kaum drei Proben eine Gruppe Musiker aus vielen Ländern, die sich nicht kannten, zu einem Orchester, zu einer Einheit formte und schließlich ein großes Wow für Frau Prof Metzler-Müller, den Motor, die Seele hinter der Opernakademie.
In Bad Orb haben sich Menschen gefunden, die Großes - im wahrsten Sinne des Wortes - auf die Bühne bringen, aus Freude, aus Berufung. Kunst für die Kunst und Begeisterung als Lohn.

Die Opernakademie war vielleicht der überraschendste Höhepunkt meines Sommers. Sie hat mir gezeigt, dass wir gut daran tun, eingetretene Pfade zu verlassen und uns unvoreingenommen Neuen zu stellen. So erfahren wir Bereicherung und Glück – eine ganz besondere Form des Reichtums.
Am Ende bleiben mir drei Gedanken aus Bad Orb, die ich mit Ihnen teilen möchte:
  • Auch wenn die Kritiken anfänglich schlecht sind und die sogenannten Experten Dich oder Dein Tun zerreißen, mach weiter. Geh wie Puccini Deinen Weg, verbessere und lerne, aber gib nicht auf. Es geht um Ausdauer, eben jene Mischung aus Disziplin, Hingabe, Durchhalten und Eigenmotivation, die uns Kraft gibt, auch längere Wege zu gehen und schließlich anzukommen. Puccini hat es uns gezeigt. Ich bin sicher, dass die ersten Kritiken schmerzlich für ihn waren, und ich bin überzeugt, dass es seine Ausdauer war, die ihm und seinem Werk zum Durchbruch verholfen hat.
 
  • Leidenschaft hilft Berge versetzen, durch sie wird schier Unmögliches möglich. Bad Orb, auch wenn es landschaftlich wunderschön am Hang des Spessarts gelegen ist, ist nicht Berlin, München oder Paris, aber ich denke (und da kommt der Rockmusikfan in mir durch) die Opernakademie kann mithalten. Es macht einfach Spaß, dort zu sein.
 
  • Und schließlich: Suche Orte, wo Deine Hoffnungen eine Bühne bekommen. Die Opernakademie ist eine Nachwuchsbühne, eine Chance für junge Sänger, sich kurz nach Ende ihrer Ausbildung zu präsentieren. Ein wichtiges und anerkanntes Sprungbrett für viele. Das lässt sich auf viele andere Bereiche übertragen: suche dir eine Bühne, finde Sprungbretter für das, was Dich ausmacht. Und besonders für das, für das Du stehst. Habe Mut, „sapere aude“ wie es Immanuel Kant formulieren würde.
 
Nun ist der Sommer vorbei und der Alltag hat mich (und wahrscheinlich auch Sie) wieder. Doch es bleibt ein gutes Gefühl, ein Nachgeschmack, wie bei einem guten Glas Rotwein. Ich danke der Opernakademie für die Inspiration, die sie mir geschenkt hat und nehme gerne diese Energie in mein Leben und meine Arbeit mit.

Ihr Walter Kohl
 
PS: …beinahe hätte ich es vergessen. Sie finden die Opernakademie unter www.opernakademie.com
und einen Radiobetrag von HR2 Opernakademie Bad Orb, La Bohème (Frühkritik) über die diesjährige Premiere unter:
http://www.hr-online.de
 

Hier noch die weiteren Termine bis Ende Dezember 2016:

(weitere Details auf meiner Website walterkohl.de/termine):
23.09.2016 - 25.09.2016
3. Viktor Frankl Kongress in Wien
Die Zukunft der Logotherapie III
Internationaler Kongress der Logotherapie und Existenzanalyse
Campus der Universität Wien
http://logotherapiewien.jimdo.com/
Veranstalter: Logotherapie Wien

17.10.2016 - 18.10.2016
9. Viktor Frankl Symposium - Sinn und Wachsen
Vortrag: Viktor Frankl als Kraftquelle - ein Erfahrungsbericht
http://www.viktorfranklsymposium.at
Veranstalter: Pädagogische Hochschule Kärnten

22.10.2016 - 23.10.2016
71. Männertag der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Versöhnung - Ein Weg zu innerem Frieden und Lebensfreude
Kloster Untermarchtal
http://www.maennerarbeit.info
Veranstalter: Bischöfliches Ordinariat

27.10.2016
Die Frage nach dem Sinn des Lebens
Podiumsgesüräch Erzabtei St. Ottilien
http://www.muenchner-bildungswerk.de
Veranstalter: Münchener Bildungswerk

01.11.2016
Vortrag: Trotzdem Ja zum Leben sagen
Stadtbücherei, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main
http://www.frans-hilft.de
Veranstalter: FRANS

Besonderer Hinweis für November:
14.11.2016 - 16.11.2016
Team Benedict
Seminar: Arbeiten, oder gearbeitet werden?
Geistliches Zentrum Schwanberg
www.teambenedikt.de
Veranstalter: Team Benedikt


Walter Kohl, Newsletter 07-2016 


Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freunde,


in diesem Juni habe ich endlich einen Ort besucht, an dem ich schon oft auf der Autobahn vorbeigefahren bin, an dem ich aber noch nie angehalten habe. Meine typische Ausrede vor mir selbst in der Vergangenheit war: „keine Zeit“. Doch mit dieser Ausrede sollte man sparsam umgehen, denn „Zeit zu haben“ ist immer auch ein Ausdruck von Prioritäten und unser Fähigkeit, das Wichtige von dem scheinbar so Drängenden zu unterscheiden.

Was haben wir aus der Geschichte gelernt?

Nun war es endlich soweit. Mein Sohn und ich nahmen uns Zeit und wir fuhren auf der Autobahn nach Verdun. Verdun, welch ein Name! Weckt er doch sofort schreckliche Bilder von Gewalt, Krieg, Zerstörung und Leid in uns wach. Doch Verdun hat für mich noch eine ganz besondere, persönliche Bedeutung.  Mein Großvater Hans Kohl war als Soldat in Verdun, für über zwei Jahre lebte und überlebte er die Hölle. Zwei Dinge sind mir von ihm, der 1975, als ich 12 Jahre alt war, verstarb, geblieben:

Sein Artilleriefernglas und eine Karte, die er im Juni 1918, also fast vor genau hundert Jahren, als Frontsoldat an meine Oma schrieb. Auf der Vorderseite der Karte ist ein ruhiger Mann in Felduniform vor einem Sandsackbunker abgebildet, mein Opa.

Er schrieb von dem Horror der Schlacht, in einer vorsichtigen Sprache, so dass die kaiserliche Militärzensur nicht eingriff, die aber dennoch unmissverständlich klar machte, welche Qualen die Frontsoldaten durchmachten. Verdun sollte ihn sein Leben lang verfolgen. Noch Jahrzehnte später hatte er Alpträume und kommandierte im Traum nachts auf der Treppe sitzend seine Männer im Kampf. Ich lernte ihn erst als kleiner Junge Ende der 1960er Jahre kennen, doch noch an seinem Todestag im Oktober 1975 sprach er mit mir über Verdun. Eine seiner letzten Gesten war es, mir sein altes Militärfernglas zu schenken. Es steht heute in unserem Wohnzimmer auf einem Ehrenplatz.

Wir hatten die Nacht in einem kleinen Hotel am Rande von Verdun verbracht und erreichten das historische Schlachtfeld früh am nächsten Morgen. Es war ein bewölkter, regnerischer Tag, der Himmel hing grau über den Hügeln. So wie es viele Berichte der Schlacht erzählen. Unser erster Stopp war das Memorial, ein 1967 gegründetes Museum. Und noch bevor wir es betraten, viel mir etwas auf, dass ich schon zuvor am Abend in Verdun bemerkte. Überall hingen einträchtig drei Fahnen nebeneinander: die Tricolore, die deutschen Farben und die Fahne Europas. Eine schöne Trinität, einhundert Jahre nach der Schlacht.

Im „Memorial“, dem offiziellen Museum, beginnen wir mit dem Rundgang. Videos mit sehr viel Originalmaterial sowie eine gut gemachte Geländeanimation erklären den Schlachtverlauf vom Februar 1916 bis zum Ende 1916. Die Ausgangslage Ende 1915 war klar: das Deutsche Reich hatte den Wettlauf nach Paris verloren, die Front im Westen war erstarrt. Von der Schweizer Grenze bis an die belgische Nordseeküste hatte sich ein schier undurchdringliches Gewirr von Gräben, Bunkern und anderen Befestigungsanlagen gebildet. Der Krieg war zu einer grauenhaften Materialschlacht, einem Abnützungskrieg verkommen. General von Falkenhayn formulierte dazu die Strategie des Ausblutens, also einer Metzgerstrategie des schlichten „ich schlachte mehr von deinen Leuten ab als du von meinen.“ Die schiere Menschenverachtung erlebte einen ihrer schrecklichsten Triumphe.

Anfang 1916 war der Raum um Verdun eigentlich ein ruhiger Frontabschnitt. Doch das sollte sich ändern. Das deutsche Oberkommando hatte diesen Teil der Front für den nächsten Großangriff bestimmt. Dazu wurden in aller Heimlichkeit mehrere 100.000 Soldaten, über 1.200 Artilleriegeschütze aller Kaliber mit insgesamt über 2,5 Mio. Granaten herangeschafft und sogar extra neue Eisenbahnlinien sowie Wasserbehälter für Männer und Pferde gebaut.

Am 21. Februar 1916 brach dann die Hölle los. Das deutsche Geschützfeuer war so stark, dass das Grollen der Kanonen und die Wucht der Einschläge noch 150km entfernt zu vernehmen waren. Ein Trommelfeuer ungeahnten Ausmaßes eröffnete, was sich einmal zur einer der längsten und blutigsten Schlachten der Menschheitsgeschichte entwickeln sollte.

Dieser Horror kann in Zahlen und Fakten beschrieben werden. So kostete die Schlacht auf beiden Seiten zwischen Februar und Dezember 1916 über 650.000 Tote und dazu noch einmal mindestens  so viele Verwundete.  Jeder kennt wohl die Bilder der von zahllosen Granateinschlägen zerpflügten Mondlandschaft, in der nur noch Trümmer an alte Dörfer und zerfetzte Baumstümpfe an ehemalige Wälder erinnern. Doch dieser Horror bleibt abstrakt, zu überwältigend sind die Zahlen und Fakten.

Für mich wurde der Grauen des Krieges und der Schlacht in zwei kleinen Bildern konkret. Da war die Inschrift eines jungen, sterbenden Soldaten, der in einem letzten Gruß an seine Mutter schreibt: „Mama, warum hast du mich auf die Welt gebracht? Warum muss ich dies erleiden?“

Und da war der Bericht über die Arbeit eines Feldlazarettes, in dem sich jeweils 2 Ärzte die Arbeit einer 24 Stunden Schicht teilten. In einer solchen Schicht sahen sie je ca. 3.000 oft schwerstverwundete Männer, um ihre Diagnose zu stellen. Und eine solche Diagnose glich einem Urteil über Leben und Tod, über den vielleicht rettenden Abtransport in ein Militärlazarett im Hinterland oder über ein letztes Verlegen in die Ecke der Sterbenden. Ich war schockiert: 15 Sekunden, die über alles entschieden, die ein Leben final bestimmten.

Verdun, welch ein Schlachthaus, welch ein Bankrott der Menschlichkeit, welch ein Kollaps aller Werte, auf die wir und unsere Vorfahren so stolz waren und sind. Verdun, welch ein Triumph des Wahnsinns, des blinden Nationalismus, der Gewalt.

In den 1920er Jahren fanden immer wieder Treffen der Veteranen statt. Deutsche und Franzosen schworen nie wieder Krieg, plus jamais. Aber schon 1940 war es wieder soweit. Die neuen alten Armeen rollten diesmal über Verdun hinweg, der Wahnsinn des Krieges erhielt neue Namen, so z. B. Leningrad, Stalingrad, Auschwitz, Berlin, Kursk, El Alamein.

Am Nachmittag, nachdem wir noch die Reste des Schlachtfeldes bei Fleury devant Douaumont und das Fort Douaumont selbst besichtigt hatten, war es genug. Wir fuhren weiter, hinein in die friedliche Frühlingslandschaft im Herzen Europas. Und ein Gedanke ließ mich nicht mehr los:

„Wer die Notwendigkeit für Europa verstehen will, der sollte einen Soldatenfriedhof besuchen“.

Leider ist diese Erkenntnis in unseren Tagen eines neuen Rechtspopulismus und der Wiedererstarkung überwunden geglaubter alter Ideen aktueller denn je. Ich denke, Verdun sollte zu einem Pflichtbesuch für all jene werden, die vergessen haben, was Krieg bedeutet und die glauben, mit den Mitteln von Gestern die Welt von Morgen gestalten zu können.
 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute und verbleibe

mit den besten Wünschen

Ihr Walter Kohl  

PS: Diese Zeilen habe ich eine Woche vor dem (katastrophalen) Entscheid zum BREXIT geschrieben. Ich denke, dass diese Zeilen dadurch in trauriger Weise bestätigt werden – oder??? . . läuft es auf gute Vernetzungen hinaus . . QuerDenken  . . Richtung CommonWealth ? oder was hat wohl der Flüchtlingsdiskurs damit zu tun ?

Walter Kohl | Newsletter 06-2016       

                                                                                        'a motherless child'


Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freunde,

seit nunmehr knapp drei Jahren arbeite ich auch als Coach und diese Arbeit schenkt mir viel Freude und Sinn. Immer wieder werde ich gefragt, was denn die Anliegen und die Ziele meiner Coachees seien und – um ein geflügeltes Wort zu nutzen,- was denn dabei am Ende hinten rauskäme“.

Die kurze Antwort lautet: es gibt so viele und unterschiedliche Anliegen und Ziele, wie es Menschen gibt. Also eine unendliche Vielfalt – oder? Nicht ganz, denn es gibt einige fast immer wieder auftauchende Grundthemen. Dazu gehören (Selbst-)Vertrauen, Souveränität, der Friede mit der eigenen Biographie und Sinn.

Der Weg zur einseitigen Versöhnung, zum einseitigen Frieden ist dabei ein wichtiges Hilfsmittel zur Klärung und zur Erschließung neuer Kraftquellen. Am Ende dieses Weges steht dann ein einseitiger Friedensvertrag, zumeist ein sehr persönliches Dokument.

Doch dann die Überraschung. Peter, einer meiner Coachees, arbeitete seinen Friedensvertrag um und nutzte ihn in einer öffentlichen Veranstaltung als Bewerbungsunterstützung. Als ich davon erfuhr war ich nicht nur begeistert (dass er so zu sich und seinen Themen steht), sondern fragte ihn auch, ob ich seinen Text als Newsletter der anderen Art nutzen dürfe. Er stimmte sofort zu und nun freue ich mich sehr, Ihnen liebe Leserinnen und Leser Peters Original präsentieren zu dürfen:

 Vertrauen in mich selbst - Vertrauen ins Leben.

 Mein momentan größter Wert ist „Vertrauen“. Ich sage bewusst „momentan“, da ich der Meinung bin, dass wir uns selbst Werte geben bzw. definieren können. Wir können aus meinem aktuellen Wissensstand unsere Werte selbst wählen. Wir sind Sinnsuchende und schöpferische Wesen mit dem Recht auf Selbstbestimmung ausgestattet und haben die Freiheit uns Werte zu geben. Es ist unsere Definitionsebene, die wie wir uns definieren. Genauso wie wir uns auch durch unsere Überzeugung und Regeln definieren.

Doch wie geben wir uns „selbst Wert“? In unserer Kindheit und Jugend übernehmen wir in der Regel die Werte unserer Vorbilder. Allen voran unseren Eltern, Großeltern - unserer Familie. Dann sind es die Werte der Gesellschaft, wie z.B. der Lehrer und Erzieher, der Stadt aus der wir stammen, der Region, der Nation zu der wir zugehören. Und hiermit übernehmen wir unbewusst die Regeln und Überzeugung des „selbst Wert“ unseres Kollektivs. Daher macht es einen großen Unterschied, ob ich in Kassel, Bagdad oder Neu Delhi geboren werde.

Doch wie entstehen Werte? Aus meiner Erkenntnis und Erfahrung fängt alles mit Gedanken an. Welche Gedanken habe ich im Selbstbild von mir und der Welt? Welche Gedanken mache ich mir tag-täglich von mir? Welche Gedanken, welches Selbstbild habe ich von mir? Habe ich positive und förderliche Gedanken von mir und meinem Leben oder habe ich negative und zerstörerische Gedanken?

Hinzu kommen die Gedanken, die ich ungefiltert von außen aufnehme. Sind diese für mein Selbstbild förderlich, Gedanken der Klarheit oder wirken diese vernebelnd, gar auf Dauer zerstörerisch? Ich möchte diesen äußeren Einfluss, der sich den Weg in meine Gedanken schafft an einem folgenden Beispiel zeigen:

<!--[if !supportLists]-->-     <!--[endif]-->Gedanken der Klarheit (klares Wasser)
-     <!--[endif]-->Gedanken der Zerstörung (braunes Wasser).

Mein Mentor und Coach Christian Bischoff hat mich dieses eindrückliche Beispiel gelehrt.

Aus unseren Gedanken werden unsere Überzeugungen. Was ist der Unterschied? Gedanken, die immer wieder gedacht werden, halten wir nach und nach für „wahr“. Aus Gedanken werden mit der Zeit Überzeugungen, die wir für wahr halten und diese nicht mehr hinterfragen! Und hierin liegt im Positiven die Chance und im Negativen die Gefahr. Auf demselben Weg wie wir so Überzeugungen schaffen, entwickeln wir auch unsere Werte und Regeln. Aus diesen drei steuern wir oft unbewusst unsere Emotionen, aus unseren Emotionen wird unser Handeln und aus dem Handeln wird schlussendlich unser Leben.

Also ist der erste und entscheidende Schritt, mir selbst bewusst zu werden, dass ich mir Selbst täglich meinen Wert geben darf. Oder lassen Sie es mich in den Worten von Goethe sagen:

“ Gebe Dir selbst täglich Deinen Wert! Willst du dich deines Wertes erfreuen, so musst der Welt du Wert verleihen.“

Aus meiner Sicht ist die Aussage von Goethe erst dann mit der notwendigen Leichtigkeit möglich, wenn ich im Detail meine aktuellen Überzeugungen, Werte und Regeln hinterfrage. Für diese übernehme ich hundertprozentig die Verantwortung, da ich genau diese in der Vergangenheit erzeugt habe. Bei mir hat sich während dieser Vergangenheitsarbeit herausgestellt, dass es oft nicht meine eigenen Überzeugungen, Werte und Regeln waren. Ich habe mich nicht bewusst für diese entschieden oder geschweige denn diese hinterfragt.

Ich möchte diese Arbeit an meinem Wert „Vertrauen“ verdeutlichen. „Vertrauen und Selbstvertrauen sind Zwillinge“, wie Walter Kohl es wundervoll ausdrückt. Es fing mit einer einfachen Frage an, die ich Ihnen auch stellen möchte: „Auf einer Skala von 1-10, wie hoch schätzen Sie ihr Selbstvertrauen ein? (10 max., 0 sehr gering). Ich bitte Sie, sich kurz diese Frage selbst zu stellen.

Mein Selbstvertrauen war am 26.04.2014, als mir diese Frage gestellt wurde, bestimmt nicht bei 10, sondern lag zwischen 6 und 7. Meine drei größten persönlichen Probleme waren zu der Zeit: 1. 40 kg Übergewicht, 2. „rote“ Zahlen auf mein Konto 3.eine geringe Selbstliebe.

Gut zwei Jahre später stehe ich nun vor Ihnen und würde mir in Sachen Selbstvertrauen eine „neun“ geben. Was hat sich geändert. Habe ich seither meine drei größten Probleme gelöst? Ich fange mit der Selbstliebe an. Wie ich heute weiß, lag das exakte Problem eher in dem Gefühl, nicht „genug zu sein“. Die Arbeit der einseitigen Versöhnung mit Walter Kohl hat mir sehr geholfen dies zu erkennen und dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Mein Anliegen der einseitigen Versöhnung war deshalb folgendes „Ich will Frieden mit der Angst nicht genug zu sein“. Dabei habe ich mir alles an alten Erfahrungen und Erniedrigungen wort-wörtlich von der Seele geschrieben. In knapp vier Seiten habe ich alles an Erfahrungen aufgeschrieben, was diesem Anliegen im Wege stand. Eine der größten Ängste trat hier zu Tage, „die Angst verlassen zu werden“. Ich denke, diese Ur-Angst der Einsamkeit, der kompletten Isolation, habe ich in mir getragen und mein Umfeld hat mir dies immer und immer wieder gespiegelt.

Durch eine energetische Transformation habe ich einen Energiewandel erlebt. Aus dem Gefühl „der Angst verlassen zu werden“ wurde die Spiegelenergie „Vertrauen und Selbstvertrauen“. In meinem darauf folgenden Friedensvertrag mit mir selbst habe ich geschrieben: „Mein Glück kommt heute von innen. Mein eigenes Leben hat geduldig auf mich gewartet. Statt das Leben Anderer zu leben, kann ich nun Maß nehmen. Dabei vertraue ich mir selbst und dem Leben. Ich gebe mir Selbstwert mit der Gewissheit, dass mein Leben den für mich passenden Maßanzug bereithält.“

Was hat mein aktuell größter Wert „Vertrauen“ mit „Peter Otto, der grüne Punkt“ im Wertenetzwerk zu tun. Vertrauen hat wie bereits gesagt was mit Selbstvertrauen gemeinsam und natürlich auch dem Vertrauen gegenüber anderen. „Mein Maßanzug“ hat sicherlich etwas mit folgendem Zitat vom Altägyptischen Gott Hermes Trismegistos zu tun:

„Darum bereitet Euch vor, indem Ihr Euch selbst erkennt und Euch selbst vertraut, bevor Ihr blind einem anderen Menschen Vertrauen schenkt und ihm vertrauensvoll und kritiklos nachfolgt“.

Wenn ich mir vertraue, spüre ich auch, wem ich vertrauen kann und ich nehme gerne Rat von Dritten an.  Nach meinem Abitur habe ich dem Rat eines deutschen Wissenschaftlers und Politikers vertraut. Sein Name ist Ernst-Ulrich von Weizsäcker, er ist Bundesumweltpreisträger, gehört zu den aktuell 100 einflussreichsten Denkern und hat mir 1993 die folgende Frage gestellt: „Was hat Euer Beruf mit der Umwelt zu tun?“ Diese Frage führte mich zum Thema „Umwelt, Energie und nach Kassel zum Studium“. Zunächst, um erneuerbare Energie zu studieren und daran gekoppelt das Thema der Energieeffizienz. Dabei bin ich über die Jahre mit Ernst Ulrich von Weizsäcker in Kontakt geblieben und unsere Wege haben sich mehrfach gekreuzt. Warum habe ich seinem Rat vertraut? Er gehört für mich zu den vertrauensvollsten Menschen und Vorbildern, denen ich bisher persönlich begegnet bin.

Mein Lebenssinn „die Schöpfung nachfolgenden Generationen zu bewahren“ ergibt sich aus vertrauensvollen Vorbildern, wie Ernst-Ulrich von Weizsäcker und der Begegnung mit Ihnen. Für Viktor Frankl, dem Begründer der Logotherapie, gibt es in Bezug auf die Sinnerfüllung durch Wertverwirklichung drei Wertkategorien, die für jeden Menschen von grundlegender und allgemeiner Bedeutung sind. Es sind die Erlebniswerte, die schöpferischen Werte und die Einstellungswerte. Vertrauen ist für mich ein Erlebniswert. Ein Wert im eigenen Erleben bzw. Vorleben durch persönliche Vorbilder. Hiermit schließe ich mit den Worten von Ernst Ulrich von Weizsäcker, die er vor tausenden Besuchern des ökumenischen Kirchentags in München sagte: „Wenn 6,8 Milliarden Menschen so viel Land beanspruchen würden wie wir Deutschen, dann bräuchten wir zwei Erdbälle. Und wenn der Lebensstil der USA zum Weltstandard würde, bräuchten wir vier davon. Schöpfung bewahren in der Einen Welt heißt also in allererster Linie die Verminderung unseres Naturverbrauchs und die Verkleinerung unserer eigenen ökologischen Fußabdrücke“, meint er und fügt hinzu: „Solange der Norden sich dermaßen ignorant oder arrogant verhält, sehe ich keine Hoffnung auf die Bewahrung der Schöpfung in der Einen Welt. Ich hege gleichwohl Hoffnungen. Aber die verlangen eben ein dramatisches Umdenken im Norden, allerdings dann auch im Süden.“  Ich möchte als „grüner Punkt im Wertenetzwerk“ für Vertrauen in uns und Vertrauen in die Schöpfung, dem Leben stehen. Die Natur lehrt uns, dass Fülle und Effizienz keine Widersprüche sind. So ist für mich Ökonomie und Ökologie auch kein Widerspruch. Ich bin voller Vertrauen, dass auch wir uns der göttlichen Naturgesetze (Hausgesetze) zuwenden und aus unserer momentanen Verschwendung die notwendigen Erkenntnisse ziehen.


Ich denke, dass dieser Text von Peter für sich selbst spricht.

Er ist ein Dokument der Unabhängigkeit und des selbstbestimmten Weges. An diesem Beispiel werden die Kraft und die Praxisorientierung des Weges der einseitigen Versöhnung meiner Meinung nach sehr deutlich.

"Welche Frage stellt das Leben Dir jetzt?" Dieser Gedanke von Viktor Frankl schwebt nicht nur über meiner Arbeit als Coach, sondern - so hoffe ich - dient uns als Leitschnur für unser Handeln und unsere Lebensgestaltung. 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute und verbleibe

mit den besten Wünschen

Ihr Walter Kohl 

Walter Kohl | Newsletter 05-2016     'a Motherless Child'

Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freunde,


der Winter ist zäh dieses Jahr. Gefühlt hat sich der Frühling noch gar nicht so richtig durchgesetzt. Für mich ist dieser Jahreszeitenwechsel mehr als nur der Beginn der Grillsaison. Diese Zeit steht auch für den symbolischen Übergang von der Starre, der Totenhaftigkeit des Winters in die Lebendigkeit des Frühjahrs, in das Erwachen der Natur. Ostern als Symbol des Todes und des neuen Lebens trifft sich mit dem Erwachen der Schöpfung, ein Wendepunkt im Jahresverlauf.
 
An einem solchen Frühlingstag besuchte ich wieder einmal das Grab meiner Mutter – und davon möchte ich kurz erzählen.

Am Grab
 
Früher lagen unsere Friedhöfe mitten im Ort, meist um die Kirche herum. Sie waren selbstverständlicher Teil des Lebens, der Tod hatte seinen Platz im Alltag. Wenn die Kinder zur Schule gingen oder Besorgungen zu erledigen waren, dann führte oft der schnellste Weg über den Friedhof.
 
Heute liegen unsere Friedhöfe meist außerhalb. In meinem Wohnort heißt er Waldfriedhof. Er liegt idyllisch direkt am Eingang zum Hochtaunus mit schönem Blick aufs Idsteiner Land. Die direkten Nachbarn heißen REWE und Aldi, bzw. die dazugehörigen Parkplätze samt Altglascontainern. Irgendwie drängt sich der Verdacht auf, dass wir den Tod im wahrsten Sinne des Wortes ein Stück beiseiteschieben wollen, frei nach der Devise: Aus den Augen aus dem Sinn.
 
Früher habe ich ähnlich gedacht und Friedhöfe gemieden. Selten, vielleicht ein oder zwei Mal im Jahr, verirrte ich mich an unser altes Familiengrab in Ludwigshafen, um kurz auf die Grabsteine zu blicken. Doch diese Pflichtbesuche waren gefühlsarm, man musste sie halt absolvieren.
 
Das änderte sich 2001 mit dem Tod meiner Mutter, denn ihr Freitod wurde zu einem Weckruf für mich. Und plötzlich entdeckte ich etwas, dass ich nie zuvor gedacht hätte: Gräber sind nicht nur Orte des Todes, sondern auch Orte des Lebens. Heute fahre ich gerne und viel öfter an das Grab meiner Mutter, auch wenn es insgesamt über 200 km Wegstrecke bedeutet.
 
Im Sommer werden es 15 Jahre, dass sie verstarb. Eine lange Zeit, aber doch auch irgendwie eine kurze Zeit. Wenn ich vor ihrem Grabstein stehe und ihre Lebensdaten 1933-2001 lese, dann tauche ich immer wieder in eine Art Zeitreise ein, zurück in dieses schreckliche Jahr 2001 mit Spendenaffäre und einer ersten Ehe, die am Zerbrechen war. Die alten, damaligen Gefühle von „es geht nicht mehr weiter“ und „das alles hat keinen Sinn mehr“ steigen in mir auf, heute allerdings ohne den alten Schmerz. Es ist mehr wie ein Besuch in einem Museum, in dem man die Exponate der eigenen Vergangenheit betrachtet, mit Abstand und einem gewissen, milden Humor.
Heute ist wieder so ein Besuch. Es ist ein schöner Frühlingstag Anfang April. Der scheinbar wochenlange Regen wurde endlich von etwas Sonne und einem ersten Frühlingsgefühl abgelöst. Die Bäume auf dem Friedhof in Ludwigshafen Friesenheim zeigen die ersten Knospen, die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf, ein schönes Gefühl.
 
Ich sitze auf der steinernen Bank, die rechts vom Grab steht und blicke auf das Grab. Immer wieder passiert es, dass wildfremde Menschen Dinge auf das Grab meiner Mutter legen, kleine Andenken oder Botschaften. Heute ist wieder so ein Tag. Sogleich als ich am Grab ankam, fiel mir das kleine, silberfarbene Schild auf, denn es blinkt wie ein Spiegel in der Sonne. Auf ihm steht ein Spruch:
 
Gott kann nicht überall sein, deshalb schuf er Engel ohne Flügel. Und nannte sie Freunde.
 
Als ich diesen Spruch las, fuhren diese Worte direkt in mein Herz. „Wie wahr“ lautet meine erste Reaktion. Wenn wir unsere Welt betrachten,  dann kann wohl Gott nicht überall sein. Wie sonst ist es möglich, dass sich Menschen immer wieder in den Wahnsinn des Krieges, der Gier, des Egoismus und der Erniedrigung anderer verstricken. Unsere Nachrichten sind voll davon, ein Blick in die Zeitung oder die Tagesschau genügt und man müsste sich eigentlich frustriert und mit Grausen abwenden. Doch machen wir es uns mit einer solch einseitigen Sicht nicht zu einfach? Ich denke schon, denn unsere Welt bietet viel mehr als Leid und Schmerz. Unsere Welt ist auch schön, voller Liebe, voller guter Überraschungen, voller Chancen, voller Glück und voller Lebensfreude.
 
Am Grab meiner Mutter wird mir diese Dialektik immer wieder besonders bewusst. Sie starb durch Selbstmord nach einem bewegten, oft schwierigen, widersprüchlichen und am Ende sie überwältigenden Leben. „Gott kann nicht überall sein“, dieser Gedanke gefällt mir, klingt in mir nach. Dieser Gedanke fordert uns auf, Verantwortung zu übernehmen für unser Tun und auch für unser Nicht-Tun. Wir sind es, die entscheiden: unterlassen wir etwas, schauen wir weg, sind wir peinlich berührt und daher passiv wo Handlung gefragt wäre? Oder handeln wir? Am Ende gilt: wir sind es, die die Verantwortung tragen, für uns selbst und auch für unsere Nächsten.
 
Jetzt sitze ich hier am Grab, die Sonne scheint mir ins Gesicht und ich denke über Freundschaft nach. Freundschaft ist gelebte Verantwortung und Liebe. Dieser Gedanke fühlt sich gut an. Ich blicke auf den Grabstein und tauche nochmals in die Zeitreise ein, 2001 bis heute.
 
Freundschaft heißt sich kümmern, da zu sein und dies in mehrfacher Weise. Ich denke da an die drei Freundschaften, die mir wichtig sind: die Freundschaft mit uns selbst, die Freundschaft mit anderen Menschen und schließlich die Freundschaft mit Gott (oder für jene, die mit Gott nichts anfangen können oder wollen, die Freundschaft mit unserer Spiritualität.).
 
Die Freundschaft mit uns selbst ist wohl die Schwierigste von den dreien, denn sie fordert uns ganz direkt. Sie fordert uns auf, uns wie einen Freund selbst zu mögen, also auch zu uns selbst Ja zu sagen, wenn auch manchmal mit einem gewissen Trotzdem. Trotzdem Ja zu uns selbst sagen zu können, zu unserem (manchmal doch ganz besch… Leben), das ist eine große Herausforderung und aber auch eine große Chance.  
 
Diese erste Freundschaft mit uns selbst war wohl die größte Hürde auf meinem Lebensweg, wenn ich jetzt die letzten 15 Jahre seit ihrem Tod reflektiere. Vor meinem inneren Auge sehe ich den Walter von 2001 und nun den Walter von 2016. Ich sehe anderthalb Jahrzehnte Wege und Irrwege, eben Lebensweg. Und ich spüre heute viel Sonnenschein in mir und nicht nur, weil das Wetter gerade so schön ist.
 
Ich lese deinen Namen auf dem Grabstein und wünsche mir, dass wir diesen Moment der Freundschaft miteinander teilen könnten. Aber du bist nicht mehr in dieser Welt, du bist in einer anderen Welt. Aber müssen wir uns unbedingt in dieser Welt begegnen, um Freundschaft zu erfahren?
Können wir nicht auch freundschaftlich mit anderen Welten verbunden sein? Ist der Tod eine Trennung, ein finaler Abbruch oder ist er vielleicht nur eine Veränderung des Zustandes? Ist Freundschaft stärker als der Tod oder besser noch: muss sie nicht sogar stärker als der Tod sein?
 
Viele Fragen und Gedanken und noch mehr Gefühle tauchen in mir auf, wie shakespearesche Figuren aus dem schottischen Morgennebel. Das Leben ist voller Überraschungen, voller Impulse. Nutzen wir diese, solange wir Frist auf dieser Welt haben. Es liegt an uns für sie offen zu bleiben trotz und gerade wegen des oft so mühsamen, beschwerlichen, ungerechten und scheinbar sinnlosen Alltages. Ist es nicht unsere vornehmste Aufgabe, trotz allem den Blick und das eigene Herz offen zu halten? Ein Besuch am Grab eines geliebten Menschen ist somit zugleich eine Herausforderung, dem Verlust der Trennung, den alten Schmerzen friedlich zu begegnen und auch eine Chance zur eigenen Neuausrichtung.
 
Und so sitze ich auf der Bank am Grab und blinzle in die Sonne, blicke auf den Grabstein und das kleine Schild über die Freundschaft davor. Viele Fragen, viele Gefühle rumoren in mir. Aber nicht alles muss beantwortet werden, das beruhigt. Nicht immer sind schnelle Antworten gefragt, manchmal genügt es, der Seele Raum und Zeit sowie etwas Achtsamkeit zu schenken und sie einfach so zu lassen wie sie ist. „Lass es sein, es darf sein“ so pflegte mein Mentor Gerald immer wieder zu sagen.
Ich strecke mich und will losgehen, weiter auf meinem Weg. Heute ist es ein Weg zwischen zwei Terminen, zwischen Königstein und Karlsruhe. Und dann nutzte ich die Gelegenheit für einen kleinen Umweg. Umweg? Jetzt, einige Tage später, als ich diese Zeilen schreibe, wird mit klar, dass mein ganzer damaliger Tag mit meiner Arbeit, meinen Mails und Verpflichtungen der Umweg war. Das Eigentliche fand in der halben Stunde am Grab statt. Es war unser Moment der Freundschaft, der die Grenzen der Welt überwindet, der uns verbindet und befreit.
 
Ich bin dankbar, dass es solche Momente gibt und dass wir sie mit geliebten Menschen teilen können, ob in unserer Welt oder zwischen Welten.

So much for now…
Ich wünsche Ihnen alles Gute und verbleibe
 
Ihr
 
Walter Kohl




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